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Untersuchung winterlicher Kondenswasserschäden an Außenwänden und Sommerkondensation

Winterliche Kondensation und Schimmel in Wohnungen Nutzungsmängel oder Wärmebrücken als Ursache

 

Zusammenfassung

Insbesondere in den Wintermonaten kann es an Außenecken, Sockelbereichen oder hinter Möbeln von Wohnungen zu Kondenswasserbildung und Schimmelpilzbefall kommen. Durchfeuchtungen von außen werden (aufsteigende Feuchte, undichte Balkonen oder Dachanschlüsse sowie oder Leitungswasserschäden, können meist leicht ausgeschlossen. Schwieriger ist die Bewertung der Wärmedämmung oder der Einfluss einer höheren Luftdichtheit durch Fensteraustausch.

Eine sichere Klärung der Ursachen und Verantwortlichkeiten sowie konkrete Maßnahmen-empfehlungen zur Vermeidung künftiger Schäden können oft nur durch Messungen in der kalten Jahreszeit und eine Überprüfung aller Einflussfaktoren wie Beheizung und Belüftung erreicht werden

Inhalte eines Sachverständigengutachtens zur Ursachenermittlung bei winterlicher Anfeuchtung und Schimmelbefal

  1. Beschreibung und Bewertung des Schadensbildes und Analyse des mikrobiellen Befalls

Dokumentieren der Lage, Einstufen der Größe und Eindringtiefe des Befalls nach Vorgaben des Umweltbundesamtes (Schimelpilz-Leitfaden 2017). Analysieren der dominierenden Schimmelpilzgattungen, da oft zwischen Besiedlern auf ausgekühlten Räumen oder Wärmebrücken (z.B. Cladosporium, Alternaria), Schimmelpilzen in warmen aber zu feuchten Räumen (Aspergillus-Arten) und typischen Wasserschadenspilzen (Chaetomium, Stachybotrys) unterschieden werden kann und sich aus der Schimmelpilzanalyse bereits erste Rückschlüsse auf die Schadenursache ziehen lassen.

  1. Nachvollziehbare Messungen der Baufeuchtewerte auf den Schadensbereichen und der Oberflächentemperaturen bei normgerechter Beheizung und bei kalten Außenbedingungen durch aussagefähige Thermografieaufnahmen
  1. Auswertung der Angaben der Wohnungsnutzer zum Schadenseintritt und -verlauf

Wohnungszustand bei Übernahme (Übergabeprotokoll) und eventuellen Vorschäden, Zeitpunkt des Schadenseintritts und saisonale Schwankungen des Schadensverlaufs (niederschlags- oder temperaturabhängig?)

  1. Auswertung der Angaben der Wohnungsnutzer zum Heiz- und Lüftungsverhalten

Anzahl der Personen, Nutzungsänderungen durch Berufstätigkeit, Kindsgeburt, Wäschetrocknung, Auszug von Personen o.ä., Auswerten des Heiz- und Lüftungsverhalten durch Übersicht der Ablesewerten an den Einzelheizkörpern (Abrechnung der ISTA, TECHEM o.ä.), messtechnisches Überprüfen des Nutzungsverhaltens durch mehrwöchige Raumklimaaufzeichnung in der Heizperiode

  1. Berechnen der Mindestwärmedämmung der Außenwände

Werden die Anforderungen bei Errichtung nach DIN 4108 erfüllt? Kalkulation Temperatur- und Feuchteverläufe in der Außenwand für Außentemperatur von -5°C

  1. Kalkulieren des Schadensrisikos an den Wärmebrücken (fRSi-Wert) und sich einstellenden Oberflächentemperaturen bei +5°C, 0°C, -5°C sowie der tauwasserkritischen relativen Feuchten bei 20°C Raumlufttemperatur.
  1. Kalkulieren des Feuchtehaushalts, erforderliche Mindestbelüftung abhängig von der Dichtheit der Fenster und der Infiltrationsrate, ggf. Blower-Door-Messung zur exakten Ermittlung der Luftwechselrate. Anhand der angetroffenen Situation sollte eine Überprüfung vorgenommen werden, wie oft die Wohnung für die Erhaltung eines schadensfreien Zustands täglich gelüftet werden muss.

Nicht immer kann der Sachverständige alle Prüfparameter vollständig abarbeiten, weil die bauliche Situation sich bereits verändert hat (Wärmedämmung), die Nutzer ausgezogen sind oder die Parteien erforderliche Unterlagen nicht einreichen.

Nutzerverhalten oder Baumängel als Ursache von Feuchtigkeit - die Bauphysikalische Untersuchung bringt Klarheit

Schimmelpilzbefall ist immer die Folge von länger anhaltender, erhöhter Feuchtigkeit bei Vorhandensein von nährstoffhaltigen Untergründen (Tapeten, Anstriche, Staubablagerungen). Bei Schimmelpilzschäden an Innenwänden ist in der Regel nicht das Nutzungsverhalten ursächlich, sondern Gebäudedefekte. Ebenso bei Durchfeuchtungen mit Wasserflecken an der Decke zum Dach (Niederschlagswasser). Aufsteigende Feuchtigkeit in den unteren Geschossen (Souterrain, Erdgeschoss) tritt häufig bei Altbauten auf. Diese nicht kondenswasserbedingten Schäden können auch außerhalb der Heizperiode auftreten und die Schadensbereiche weisen dann auch im Sommer erhöhte Feuchtigkeit auf. Dies kann durch Baufeuchtemessungen überprüft werden.

Kondenswasserschäden in der Heizperiode zeigen sich meist an den kühleren Außenwandecken oder hinter Mobiliar, können aber auch auf Schrankinhalte (Kleidung, Schuhe, Taschen) oder Matratzenunterseiten übergreifen. Weil sich diese Schadensbereiche jeweils an den kühlsten Raumoberflächen bilden, lässt sich der Temperaturverlauf an den Außenwandecken oftmals gut an den Schimmelpilzbefallsstellen ablesen – die Schadensbereiche bilden eine Art „biologischer Thermographie“. Eine Kondenswasserbildung an Außenwänden ist entweder Folge zu unzureichender Dämmung des Gebäudes (Wärmebrücken) oder von Nutzungsmängeln, wie zu geringer Beheizung und Belüftung der Räumlichkeiten.


Häufig entstehen Schimmel und Feuchteschäden in Altbauten, die jahrzehntelang bei gleichem Außenwandaufbau und gleicher Wärmedämmung bei den Vormietern schadensfrei geblieben waren. Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Luftfeuchte auf die Schadensentstehung. Dieser ist oft größer als der altbautypische Dämmzustand. Insbesondere nach dem Austausch der alten undichten Fenster gegen neue, hochdichte Fenstersysteme verschieben sich die Kondensationsflächen hin zu den vergleichsweise kühleren Wandflächen und der Lüftungsbedarf kann sich vervielfachen. Daher wird in der DIN 1946 Teil 6 vorgeschrieben, dass bei Erneuerung von großen Anteilen der Fensterflächen in einem Lüftungskonzept rechnerisch überprüft werden muss, ob ein mieterunabhängige Mindestluftwechsel auch mit den neuen Fenstern noch gewährleistet ist oder ob technische Lüftungssysteme (Fensterrahmenlüfter, zentrale oder dezentrale Lüftungseinrichtungen) nachgerüstet werden müssen.

Baufeuchtemessung, Bauteiltemperaturmessung, Thermografie
Die Baufeuchtemessungen werden standardmäßig mit elektrisch arbeitenden, direkt anzeigenden Geräten vorgenommen (Widerstandsmessung, dielektrische Verfahren). Die verschiedenen Messmethoden weisen Besonderheiten auf, setzen also langjährige Erfahrung des Ausführenden und Referenzmessungen außerhalb der Schadensbereiche voraus. Für eine exakte Ermittlung der Materialfeuchte in verschiedenen Schichten ist eine Materialentnahme erforderlich (Darr-Methode mit Trocknung und Einwaage).

Zur Überprüfung der Heizungs- und Lüftungsgewohnheiten der Nutzer können Langzeitmessungen des Raumklimas kombiniert mit Oberflächentemperaturmessungen an den Schadensbereichen, an Heizkörpern und Referenzflächen durchgeführt werden. Aus den Aufzeichnungen können dann die typischen Nutzungsmuster (Beheizung, Lüftungszyklen, Wasserdampffreisetzung) und deren physikalische Folgen an den Schadensbereichen erfasst, nachvollzogen und bewertet werden. Da die Nutzer bei aufgestellten Messgeräte eine vom Üblichen abweichende Beheizung und Belüftung praktizieren können, sollten zusätzlich die Wärmeverbrauchswerte/ Ablesewerte der Nebenkostenabrechnungen mit ausgewertet werden.

Die Kurzzeitmessungen der Oberflächentemperaturen beim Ortstermin werden in der Regel durch IR-Sonden oder mit der Thermografiekamera vorgenommen. Wichtig ist hierbei immer eine ausreichend lange Konditionierung der Räume mit über 20°C Lufttemperatur und ausreichend niedrige Außentemperaturen am Messtag.

Die Ergebnisse dieser Bauteiltemperaturmessungen dienen als Grundlage verschiedener bauphysikalischer Prüfmethoden. Als Ergebnis kann das Kondenswasserrisiko bei verschiedenen winterlichen Außenbedingungen (+5°C, 0°C, -5°C) ermittelt und damit geschlussfolgert werden, welche Schadensbereiche bei ordnungsgemäßer Nutzung schadensfrei bleiben und welche so starke Defizite der Dämmung aufweisen, dass sich auch bei normgerechter Nutzung Kondenswasser bildet.

Bei entsprechenden Fragestellungen können durch Kombination von Thermografie mit Unterdruckhaltung (Blower-Door-Tests) dann auch Luftundichtigkeiten an Fenstern, Rollladenkästen, Türen und Decken zum Dachraum lokalisiert und visualisiert werden.

In der Zusammenschau der Ergebnisse aller Prüfkriterien können die wesentlichen Schadensursachen benannt und hieraus entsprechende Vorgaben zur Verbesserung der bauphysikalischen Situation oder der Nutzung gegeben werden.

Die entsprechenden Messverfahren werden von unserem Büro standardmäßig im Rahmen der Sachverständigentätigkeit für Gerichte und unsere anderen Kunden eingesetzt. Für die Durchführung derartiger Untersuchungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Feuchte und Schimmelpilzbefall hinter Einbauschränken durch winterliche Kondensation

Insbesondere neu bezogenen Wohnhäusern kann es in der ersten Heizperiode hinter Einbauschränken zu winterlicher Kondensation kommen. Diese Schäden sind für die Nutzer nur schwer festzustellen. Oft werden sie nur durch die muffigen Gerüche im Raum oder an den eingelagerten Textilien bemerkt.

Da die bei der Schrankdemontage freigelegten Flächen an Schrankrückseiten und angrenzenden Wandflächen großflächige und intensive Schimmelpilzbesiedlung aufweisen können, sind vor den Arbeiten Staubschutzmaßnahmen (Folienabklebung zu Nachbarbereichen), Luftfilterung und Schutzausrüstung für die Mitarbeiter vorzusehen. Die verschimmelten Schrankkomponenten sollten nicht ungeschützt durch das Gebäude getragen werden, sondern entweder dicht verpackt oder aus dem Fenster ausgelagert werden.

 

Der Autor

Dipl.-Ing. René Fuchs ist nach dem Abschluss des von der FH Lübeck und der Medizinischen Universität Lübeck gemeinsam organisierten Studiengangs „Umwelt- und Hygienetechnik“ sieben Jahre Projektleiter der Abteilung „Schadstoffe in Innenräumen“ am Institut Fresenius Taunusstein gewesen und hat in dieser Funktion Schadstoff- und Schimmelpilzuntersuchungen sowie Sanierungsmaßnahmen in mehr als 800 Objekten betreut.

Seit 1999 führt er sein eigenes Sachverständigenbüro zur Untersuchung von Schimmelpilzen und Schadstoffen in Gebäuden (IGU Ingenieurbüro Gesundheit+Umwelt). Seit 2003 ist er öffentlich bestellter Sachverständiger für Schadstoffe in Innenräumen der IHK. Seit der bestandenen erweiterten Sachverständigenprüfung im Jahr 2005 ist auch er für das Thema Schimmelpilze in Innenräumen öffentlich bestellt und vereidigt. Sein Büro bearbeitet jedes Jahr etwas 250 Projekte für Gerichte, öffentliche Verwaltungen, Firmen, Versicherungen und Privatleute